Bekenntnisgrundschulen: Die Sache mit dem Elternwillen

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„Hier geht es ausschließlich um den Elternwillen“

So antwortet der Paderborner Erzbischof Heinz-Josef Becker in einem Interview auf die Frage, an wie vielen Bekenntnisschulen die katholische Kirche festhalten möchte.

Nur drei Tage später lesen wir, dass das Schulartänderungsverfahren an der katholischen Grundschule in Elsdorf gescheitert ist. 91 von 99 abgegebenen Elternstimmen wurden für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule gezählt. Gerade einmal 5% sprachen sich für die Beibehaltung des Bekenntnischarakters aus, während eine überwältigende Mehrheit von 92% für die Umwandlung votierte. Das war aber bei weitem nicht genug für eine Umwandlung der Schule in eine Schule für Kinder und Lehrer aller Bekenntnisse. Die Abstimmung fand im Rathaus statt, nicht in der Schule. Bei dem „eindeutigen Abstimmungsverhalten“ hätte der Wahlort das Ergebnis nicht verändert, so der WahlleiterRichtig gelesen: Das Ergebnis war nicht etwa eindeutig im Sinne einer Umwandlung der Schulart, sondern eindeutig im Sinne der Beibehaltung des Bekenntnischarakters – schlicht und einfach weil zu wenige Eltern an der Abstimmung teilgenommen haben, um das hohe Quorum zu erreichen. Für eine erfolgreiche Schulartänderung wären laut Schulgesetz 160 Stimmen nötig gewesen, da eine 2/3-Mehrheit aller Stimmberechtigten erreicht werden muss.

Das wäre eine interessante Variante für politische Wahlen: Eine Regierung bleibt so lange im Amt, bis sich eine 2/3-Mehrheit aller Stimmberechtigten bei Wahlen gegen sie ausspricht. Wegen der Stabilität und so.

Die Schulleiterin ist übrigens anderer Meinung als der Wahlleiter: Entscheidend sei gewesen, dass die Wahl nicht in der Schule, zum Beispiel im Rahmen eines Schulfestes, sondern im Rathaus abgehalten wurde. Die Rektorin ist weiterhin daran interessiert, auch nicht-katholische Lehrkräfte einzustellen, und möchte, dass auch 2014 wieder abgestimmt wird. Und weil dann Kommunal- und Europawahlen sind, muss die Abstimmung in der Schule abgehalten werden, nicht im Rathaus. Wir hoffen, dass der Gesetzgeber bis dahin sicherstellt, dass der Elternwille gestärkt wird: Indem die Stimmen jener Eltern, die sich an der Abstimmung über die Schulart beteiligen, ernst genommen wird.

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