Die staatliche Bekenntnisschule in NRW. Wie Nordrhein-Westfalen an einem Anachronismus festhält

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UPDATE: Am 2. Mai wurde auf HPD.de ein Bericht über die Veranstaltung veröffentlicht.

Am Mittwoch, den 27. April ab 19 Uhr beschäftigt sich die SPD Düsseldorf in einem Informations- und Diskussionsabend mit der Sinnhaftigkeit staatlicher Bekenntnisschulen. Eingeladen ist dazu die Initiative Kurze Beine – kurze Wege. Das Treffen wird online abgehalten, nähere Informationen dazu finden sich im Veranstaltungskalender des SPD-Unterbezirks Düsseldorf. Veranstalter sind der AK Säkulare, die Arbeitsgemeinschaft für Bildung und die Jusos Düsseldorf.

https://www.spd-duesseldorf.de/termin/die-staatliche-bekenntnisschule-in-nrw-wie-nordrhein-westfalen-an-einem-anachronismus-festhaelt/

Winds of Change: Abstimmungen über die Schulart jetzt auch in Greven

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Greven, 8. April 2022

Der Grevener Anzeiger berichtet heute von „Druck auf die Konfessionsschulen“. Tatsächlich kann man genau diesen Eindruck gewinnen: Im ganzen Land wird das Thema nicht nur diskutiert, sondern es werden auch vielerorts Abstimmungen über die Schulart abgehalten.

Wir hatten vor Kurzem schon einmal darüber berichtet, dass in Greven der Plan besteht, über die Bekenntnisbindung an allen vier Bekenntnisgrundschulen vor Ort abstimmen zu lassen, der Schulausschuss hatte genau das beschlossen (es gibt dort nur eine Gemeinschaftsgrundschule). Offensichtlich hat die Verwaltung das Thema aber verschleppt, mit dem Argument, dass sie das Vorhaben erst mit Kirche und Bezirksregierung absprechen wollte. Das hätte aber bedeutet, dass die möglichen Umwandlungen um ein weiteres Jahr verzögert worden wären. Obwohl das Thema nicht auf der Tagesordnung des Rates stand, wurde der Punkt kurzfristig noch eingeschoben. Das Gremium entschied per Mehrheitsbeschluss, das Umwandlungsverfahren anzuschieben.

Auch hier zeigt sich wieder: Eltern können etwas bewegen, während die Politik mehrheitlich dazu tendiert, das Thema auszusitzen. Auslöser war in Greven, dass Eltern zweier Grundschulkinder kritisch nachfragten, warum das Thema nicht auf der Tagesordnung stand. Der Vorgang in Greven zeigt aber auch, dass FDP und SPD vor Ort anders als im Land durchaus bereit sind, beim Thema Bekenntnisschule etwas zu bewegen.

Quelle: Grevener Anzeiger & Münstersche Zeitung, 8. April, Druck auf die Konfessionsschulen

Lokalzeit aus dem Münsterland über die Abstimmungen in Bocholt

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+++UPDATE+++4. April 2022+++
Herzlichen Glückwunsch den Aktiven in Bocholt! Bei der ersten Abstimmung an der Biemenhorster Grundschule ist eine ausreichende Mehrheit zusammengekommen. An den anderen Schulen wird in den nächsten Wochen abgestimmt. Unsere Daumen bleiben gedrückt. Weitere Informationen: https://madeinbocholt.de/elternabstimmung-mehrheit-in…/

Beitrag der Lokalzeit Münsterland

Schöner Beitrag in der Lokalzeit Münsterland vom 29.3.2022 mit dem Titel „Eltern gegen Bekenntnisschulen in Bocholt“: https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/muensterland/videos/video-eltern-gegen-bekenntnisschulen-in-bocholt-100.html

An 3 Grundschulen in Bocholt wird in den nächsten Wochen über die Bekenntnisbindung abgestimmt. Wir hoffen, dass möglichst viele Eltern sich an der Wahl beteiligen und für eine Abschaffung der konfessionellen Trennung an der Grundschule aussprechen.

Sogar das bischöfliche Generalvikariat zweifelt übrigens daran, dass die konfessionell homogene Bekenntnisschule „noch zeitgemäß“ und „zukunftsfähig“ ist. Die Sprecherin wünscht sich, dass „auch eine Bekenntnisschule eine Schule vor Ort sein kann, die im Sinne von Integration und Inklusion alle Kinder beschulen kann. Das Schulgesetz sieht es anders vor.“ Streiten kann man über die Aussage, dass das „einmal gute Gründe“ hatte. Wir meinen, dass es schon immer eine wenig friedensdienliche Idee war, Kinder an öffentlichen Grundschulen nach Religion zu trennen. Die Zeiten, als katholische Kinder nicht mit evangelischen Kindern spielen durften, sind zum Glück lange vorbei, nicht nur in Irland, sondern auch in Bayern. In NRW allerdings wollen CDU, SPD und FDP auch 2022 noch an der gesetzlichen Trennung nach Konfessionen an öffentlichen Grundschulen festhalten.

Jetzt auch in Verl und Greven: Abstimmung über Bekenntnisbindung

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Die katholische St. Georg-Grundschule im Verler Ortsteil Sürenheide wird womöglich demnächst umgewandelt. Die Entscheidung liegt bei den Eltern. Angestoßen wurde das Verfahren durch den Schulausschuss der Kommune, in einer einstimmigen Entscheidung.

Ähnlich in Greven. Dort plant die Kommunalverwaltung eine Informations- und Diskussionsveranstaltung, noch vor dem Sommer sollen Abstimmungen der Eltern über die Bekenntnisbindung durchgeführt werden. Man hofft auf eine gute Kooperation mit den Kirchen.

UPDATE: Die Eltern der Sürenheider Grundschule (Verl) sprachen sich mit großer Mehrheit für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsgrundschule aus. Insgesamt 178 Stimmberechtigte waren zur Abstimmung aufgerufen. Bei der Auszählung am Mittwoch wurden 125 Ja-Stimmen, 11 Nein-Stimmen und 16 ungültige Stimmen gezählt.

Quellen

Erfolgreiche Abstimmung in Niederkassel: Aus KGS wird GGS

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Bonn, 17.3.2022

Die Initiative zur Umwandlung der Katholischen Grundschule in Niederkassel (wir berichteten) war erfolgreich. Wie uns mitgeteilt wurde, ergab die Auszählung der Stimmen am heutigen Vormittag, dass eine absolute Mehrheit für die Umwandlung gestimmt hat. Herzlichen Glückwunsch an alle beteiligten Eltern!

Prost!

Foto von Marko Milivojevic auf Pixnio

Xanten: „Bekenntnisschulen auf den Prüfstand stellen“

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Die Rheinische Post Xanten hat am 26.2.2022 ein Interview mit Heinz Roters veröffentlicht. Er war einmal Direktor sowohl an einer Katholischen Grundschule als auch an einer Gemeinschaftsgrundschule. In dem Interview redet Roters nicht um den Brei herum. Zur Situation in Xanten erklärt er, dass Kinder damit klarkommen, wenn sie einen weiteren Schulweg haben. Aber er hat eine sehr klare Meinung dazu, dass die Konfession entscheidet, welches Kind an welcher Grundschule angenommen wird:

„Es ist vermutlich nicht mehr zeitgemäß, dass wir Bekenntnisschulen haben, denn durch einen Wechsel zu einer Gemeinschaftsgrundschule ändert sich kaum etwas. Es werden dieselben christlichen Werte vermittelt. Das steht im Schulgesetz, aus dem ich auch in meinem Brief an die Politik zitiert habe. Demnach ist jede Schule dafür verantwortlich, wie die Kinder miteinander umgehen. Natürlich, in Marienbaum wird nur katholischer Religionsunterricht angeboten, an einer Gemeinschaftsgrundschule muss es auch evangelischen Religionsunterricht geben. Aber was ist denn da noch für ein großer Unterschied? Es ist doch wichtig, dass wir die Botschaft Jesu und die kirchlichen Festtage im Unterricht erklären. Deshalb bin ich dafür, dass wir die Bekenntnisschulen in unserer Stadt auf den Prüfstand stellen und sagen, dass wir Gemeinschaftsgrundschulen anbieten, weil sie die Vielfalt unserer Gesellschaft besser widerspiegeln. Und damit Kinder unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Talenten an allen Standorten zusammenleben und lernen.“

rp, 26.2.2022, „Ein Runder Tisch zu den Grundschulen ist nötig“

„Absurd und völlig verrückt“ nennt Roters, was alle Nase lang passiert: dass nämlich Eltern ihre Kinder taufen lassen, damit sie bessere Chancen auf einen Schulplatz haben. Er beschreibt als Lösungsweg, dass vor Ort Akzeptanz für die Umwandlung von Schulen geschaffen werden muss, um alle mitzunehmen. In diesem Sinne fordert er, dass eine gemeinsame Lösung für alle drei Grundschulstandorte in Xanten gefunden wird.

Herzlichen Dank an dieser Stelle an die Rheinische Post für einen der wenigen sachkundigen und konstruktiven Beiträge in der Debatte um staatliche Bekenntnisschulen.

Abstimmung über Bekenntnisbindung der Laurentiusschule in Warendorf

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Ursprünglich veröffentlicht am 21.2.2022

UPDATE 22.3.2022: Mit dem überwältigenden Wahlergebnis von 107 Stimmen pro Umwandlung bei nur 3 Gegenstimmen (Wahlbeteiligung: 72,6%) war die Abstimmung über die Umwandlung erfolgreich! Riesen-Glückwunsch an die mega-engagierten Eltern! (Quelle: www.warendorf.de)

Warendorf ist einer dieser leider nicht seltenen Extremfälle in Nordrhein-Westfalen. Wenn man sich die dortige Schullandschaft ansieht, denkt man, dass einen eine Zeitreise zurückgeführt hat in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts: Von sieben Grundschulen im Ort ist gerade mal eine nicht konfessionell gebunden. Wir berichteten letztes Jahr schon über die Situation.

Die Elterninitiative gemeinsam laurentius hat in der Zwischenzeit ganze Arbeit geleistet, jetzt geht es um die Wurst: Von 7. bis 21. März dürfen die Eltern von Kindern an der Schule per Briefwahl darüber abstimmen, ob wenigstens eine der fünf katholischen Grundschulen in Warendorf zum kommenden Schuljahr in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wird. Anders als es die westfälischen Nachrichten wiederholt schreiben, ist übrigens eine Gemeinschaftsgrundschule alles andere als konfessionsfrei. Sie ist nur nicht auf ein Bekenntnis festgelegt. Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler werden unabhängig von ihrem Glauben oder Nichtglauben aufgenommen, aber unabhängig davon gibt es dort wie an allen anderen staatlichen Grundschulen in NRW auch Religionsunterricht, St.-Martins-Züge und Weihnachtsfeiern.

Wir wünschen der Initiative viel Erfolg!

Quelle:

Westfälische Nachrichten, 21.2.2022, „Nichtstun reicht nicht“

Ärger um katholische Schulplätze in Kleve

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In den Stadtteilen Kellen und Materborn heißt es dieses Jahr in den Grundschulen: Katholikenkinder zuerst!

In Kleve sind 4 von 7 Schulen im Stadtgebiet Katholische Bekenntnisgrundschulen. An mindestens zwei Grundschulen, beide katholisch, ist in diesem Schuljahr ein enormer Anmeldeüberhang von fast einer ganzen Klassengröße zu verzeichnen. Offenbar hat die Politik es versäumt, rechtzeitig Konsequenzen aus den bekannten Prognosen im Schulentwicklungsplan zu ziehen und die Zügigkeit der Schulen zu erhöhen.

Die Verwaltung drängt nun Eltern aus dem Stadtteil Kellen dazu, ihre Kinder an der Montessorischule anzumelden. Die ist nur 5 Minuten weg – allerdings mit dem Auto. Für Kinderbeine ist ein Schulweg von 2 Kilometern quer durch die Stadt eine bittere Pille, wenn die (katholischen) Nachbarkinder sich ohne Weiteres zu Fuß auf den Weg zur St. Willibrordschule machen können, ohne ein Elterntaxi bemühen zu müssen.

Viele Eltern sind dort stinksauer. Weder wurden sie bei der Anmeldung im November vorgewarnt, dass es eng werden könnte mit dem begehrten Schulplatz, noch wird jetzt mit ihnen gesprochen. Die NRZ zitiert:

„Mehrere Eltern machten unterschiedliche Erfahrungen bei Kontaktversuchen sowohl zum Schulleiter als auch zur Schulverwaltungsamtsleiterin. Bei keinem waren es gute.“ 

NRZ.de, 14.2.2022, Kleve – Enttäuschte Grundschuleltern sprechen für viele

Weitere Artikel zur Situation in Kleve:

https://www.nrz.de/staedte/kleve-und-umland/grundschul-ablehnung-in-kleve-noch-mal-mit-eltern-reden-id234581793.html

https://www.nrz.de/staedte/kleve-und-umland/grundschule-kleve-buergermeister-sagt-elterngespraech-zu-id234601665.html

Glanzleistungen des kritischen katholischen Journalismus

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Wenn das katholische Kölner Domradio ein Interview mit der katholischen Schulrätin des Erzbistums Köln führt, und sich beide einig sind, dass vor allem katholische Eltern über den Fortbestand katholischer Schulen entscheiden sollen.

Zunächst einmal: Das Domradio verdient Respekt, dass es der Petition zur Umwandlung staatlicher Bekenntnisschulen in Gemeinschaftsgrundschulen Aufmerksamkeit geschenkt hat. Es ist schon eine Weile her, aber: Dafür ein Dankeschön! Sie hätten es ja auch totschweigen können, wie der große Rest der Medien. Die Art und Weise der Berichterstattung war aber eher, wie soll man sagen, einseitig. Ein Interview mit der Schulrätin des Erzbistums gerät so zur Farce.

DOMRADIO.DE: Das klingt ja auf jeden Fall so, dass vor allem auch die Eltern vor Ort ein Interesse daran haben, dass ihre Kinder auf so eine Schule gehen. Also statt einer landesweiten Regelung, wie sie die Petition fordert, wäre es dann nicht besser, von Schule zu Schule zu gucken und da jeweils die Eltern entscheiden zu lassen?

Gersch: Ganz genau – und so ist das auch in NRW geregelt. Die Schulart bestimmen die Eltern. Es ist ihr demokratisches Grundrecht. Und diese Freiheit des Elternwillens in Erziehung und Bildung, die ist wirklich eine wichtige Errungenschaft unserer Landesverfassung. Auf diesem Wege können sie wirklich die Schullandschaft verändern, bestimmen und dafür sorgen, dass sie quasi ein Abbild des gesellschaftlichen Bedarfs ist.

Domradio.de, 23.04.2021 
Kritik an Petition zur Umwandlung von Bekenntnisschulen. „Wir leben in einer pluralen Gesellschaft“

Mit Verlaub, Frau Gersch: Sie wissen ganz genau, dass durch das aktuell gültige Verfahren nur der Wille jener Eltern abgefragt wird, die bereits an der katholischen Grundschule sind. Während zwar die Viertklässlereltern an der Entscheidung beteiligt werden, sind die potentiellen zukünftigen Erstklässler außen vor – anders als bei der Neugründung einer Grundschule, bei der laut Schulartbestimmungsverfahren die im Gebiet des Schulträgers wohnenden Eltern, deren Kinder für den Besuch der Grundschule in Frage kommen, über die Schulart der neuen Schule abstimmen. Wobei – das nur am Rande -, die katholische Kirche sich in einem solchen Fall gerne einmal herausnimmt, dafür zu sorgen, dass der Elternwille in ihrem Sinne ausfällt, siehe dazu den Artikel „Abstimmungsergebnis passt nicht? Dann halt noch mal.“

Liebe Frau Gersch: Wenn man dafür sorgen wollte, dass Eltern die Schullandschaft „wirklich“ verändern können, damit sie „ein Abbild des gesellschaftlichen Bedarfs“ werden, dann müsste man es anders anstellen. Dann müssten auch konfessionslose, evangelische, muslimische und andersgläubige Eltern an einer solchen Abstimmung beteiligt werden, die an diesen Schulen bislang oft genug nicht aufgenommen wurden und für die dort kein Religions- oder Ethikunterricht vorgesehen ist. Andernfalls ist die Abstimmung eine Farce, genauso wie das Interview des Domradio mit Ihnen.