Kritik an der Politik – Erzbischof Zollitsch fordert bessere Bildungschancen für Migrantenkinder

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„Vor allem bei der Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern und dem Übergang zu beruflicher Qualifikation sind aber noch verstärkte Anstrengungen erforderlich, wenn wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe für alle erreicht werden sollen.“

Zollitsch: Mehrheit der Bevölkerung denkt nicht wie Sarrazin (Interview Januar 2011).

Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema

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Die GEW Info in Essen ist der Meinung: Gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule gilt in Essen nicht.

„Zur Entstehung dieses Problems muss man wissen, dass 1969, bei der Neuordnung des Schulwesens in NRW, im Zuge der Umwandlung aus Volksschulen Grund- und Hauptschulen gebildet wurden. Jede neu gebildete Schule führte ein Bestimmungsverfahren durch: Dabei konnte die Elternschaft einer jeden Schule entscheiden, ob ihre Schule als katholische, evangelische oder als Gemeinschaftsschule geführt werden sollte. (…) Eine Momentaufnahme des Elternwillens von 1969 bestimmt bis heute unsere Grundschullandschaft in Essen. (…)

Warum melden eigentlich Eltern, dort wo sie die Wahl haben, ihre Kinder lieber in einer konfessionellen Schule an? „Der christlichen Erziehung wegen“, sagen viele. Bei den massenhaften Kirchenaustritten in den letzen Jahren bleiben daran Zweifel. Eltern suchen für ihr Kind eine besonders gute Schule: Was diese auszeichnet, sehen sie sehr verschieden: Ist es mehr die christliche Werteorientierung oder der geringe Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, der den Ausschlag gibt? Klar ist auf jeden Fall eines: Konfessionelle Schulen verhindern in Essen an vielen Standorten eine gesunde Heterogenität der Schülerschaft. Damit gilt in Essen eben nicht gleiches Recht für alle Kinder bei der Wahl der Grundschule!“

Lesen Sie den ganzen Artikel: Katholische Grundschulen in Essen – kein einfaches Thema (s. 2)

Bistum Essen: Katholische Grundschule für alle

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Die Vorstellungen darüber, welchen Auftrag Katholische Grundschulen erfüllen sollen, scheinen von Bistum zu Bistum unterschiedlich zu sein. In Essen dürfen und sollen die Schulen offenbar für alle offen sein, denn „nichtkatholische Kinder stören nicht“, sofern sie der katholischen Erziehung zustimmen.

„Essen. Das Bistum Essen will keine katholische Grundschule nur für katholische Kinder. Diese Hoffnung der CDU in Essen, auf der schulpolitischen Fachtagung am 8. November im Haus der Technik und von Parteichef Franz-Josef Britz im Vorfeld formuliert, wird sich nicht erfüllen.

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Segregation in Arnsberg?

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In Arnsberg kritisiert der „Kandidat für den Integrationsrat“ Martin Werner die Haltung des dortigen Bürgermeisters zu Schulverbünden:

Bekenntnisschulen mit dem ihnen eigenen Selektionsverhalten und das Schulwahlverhalten der Eltern führen im Effekt auch in Arnsberg zu einer Ungleichverteilung von Bildungschancen, unter denen vor allem Schüler mit Migrationshintergrund zu leiden haben. Hier wirken bereits Mechanismen der Entmischung auf der Ebene des lokalen Schulsystems, die meines Erachtens auch ursächlich sind für die unterdurchschnittlichen Anmeldezahlen bei einzelnen Gemeinschaftsgrundschulen.

Hinzu kommt, dass selbst innerhalb mindestens einer Bekenntnisgrundschule unserer Stadt das Taufbuch bei der Klassenbildung die alles entscheidende Rolle spielt. Diese bemerkenswerte Praxis diskriminiert nicht nur Kinder, sie unterläuft auch sämtliche Bemühungen um Integration in dieser Stadt und wenn Sie regelmäßig die Niederschriften des Schulausschusses und des Ausländerbeirats gelesen haben, müssten Sie, Herr Bürgermeister, über diesen Sachverhalt bereits seit August 2007 informiert sein.

Ob und wo in dieser Stadt zudem bereits Brennpunktschulen im Elementarbereich entstanden sind, verrät der Blick auf die schulbezogenen Übergangsdaten zu den weiterführenden Schulen (Schulformempfehlungen), den Ihr Rathaus interessierten Eltern im übrigen mit der vielsagenden Begründung verweigert, eine Veröffentlichung dieser Daten sei geeignet, Schülerströme zu verursachen, die für einzelne Schulstandorte unabsehbare Folgen haben könnten.

Hätte hier nicht längst eine verantwortungsvolle Schulentwicklungsplanung einsetzen müssen, die der zunehmenden Segregation entgegenwirkt? Stattdessen geht Ihre jetzige Forderung, die Bekenntnisschule im Schulverbund automatisch zur Führungsschule zu erheben, in die entgegengesetzte Richtung – Segregation würde verstärkt.

Sehr verehrter Herr Bürgermeister, wo auch immer in dieser Stadt ein Grundschulverbund errichtet werden wird möchte ich dringend darum bitten, dass bei der Bestimmung der Schulart -ob Bekenntnis- oder Gemeinschaftsgrundschule – die Eltern befragt werden, deren Kinder für den Besuch dieser Schule in Frage kommen.

Martin Werner. Offener Brief Bitte keine „Kreativen Lösungen“ über die Köpfe der Eltern hinweg!“, 1.2.2010, mit Antwort von Bürgermeister Hans-Josef Vogel

 

Aufgebrachte Stimmung in Castrop-Rauxel nach Auflösung der Schulbezirke

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Stellungnahme von Jochen Bell, Schulleiter der Friedrich-Harkort-Schule (GGS)

„Das bis zum Vorjahr gültige Anmeldeverfahren stellte alle Eltern vor die Entscheidung für örtliche Gemeinschaftsgrundschule oder die Konfessionsschule. Die Friedrich-Harkort-Schule hat dadurch jährlich in etwa die gleiche Schüleranzahl an die Elisabethschule abgegeben wie die umgebenden Schulen des Castroper Südens. […] Mit dem Auflösen der Schulbezirke (mit Beginn des Schuljahrs 08/09) werden offenbar die Karten neu gemischt. Das Argument der konfessionellen Ausrichtung tritt möglicherweise sukzessive angesichts sich durchmischender Schülerströme zurück zum Vorteil von Schulen mit bedarfsgerechten Angeboten. Im kommenden Schuljahr wird die GGS Grüner Weg erstmals zweizügig sein, was sicher die Anerkennung der Leistungen des Kollegiums und den Wunsch junger Familien nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf einschließt. […]

Ein kurzes Wort zur Frage der Migrantenfamilien: Abgesehen von dem meines Erachtens überflüssigen Hinweis, dass es an unserer Schule keine bedeutsameren Prozentanteile als anderswo gibt, sind zwei Entwicklungslinien in manchen Köpfen noch nicht angekommen.

> Frau Glöß weist mit Recht darauf hin, dass deutschstämmige Kinder mittlerweile ebensoviel an zusätzlicher Sprachförderung benötigen wie Kinder der jetzigen Migrantengeneration.

> Mit vielen meiner Schulleitungskolleg(inne)n bin ich mir in der Beobachtung einig, dass sie auch zunehmend eine leistungstragende Rolle in den Klassen einnehmen, was durchaus mit ihrem positivem Arbeits- und Sozialverhalten korrespondiert.“

Der Westen, 25.01.2009, Aufgebrachte Stimmung

Remscheid: „Der Elternwille zählt.“

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Für die Kommunen als Schulträger ist es vielfach nicht einfach, mit dem Run auf Bekenntnisgrundschulen umzugehen und gleichzeitig ein Angebot für alle Schüler aufrechtzuerhalten. Und was, wenn viele auf die Katholische Grundschule wollen, die gar nicht katholisch sind- obwohl die Schule ohnehin schon aus allen Nähten platzt? Beispiel Remscheid, 2007:

Unter Druck steht die Katholische Grundschule (KGS) Julius-Spriestersbach, die Eltern auch aufgrund des geringeren Migrantenanteils attraktiver erscheint. Diese KGS, die sich mit der Daniel-Schürmann-Grundschule das Gebäude teilt, ist ein Paradebeispiel für den Ansturm auf Bekenntnisschulen. Auch die anderen KGS laufen voll, gefährden aber nicht den Zulauf zu anderen Schulen. Dennoch entschied der Schulausschuss gestern mit Stimmen der CDU und FDP, zwei Eingangsklassen zuzulassen – entgegen der Empfehlungen der Verwaltung.

RP Online, 24.1.2007, Remscheid. „Der Elternwille zählt“

Meschede: Auflösung Martin-Luther-Grundschule

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So sieht das mit der Vielfalt der Bildungslandschaft in NRW vielerorts aus:

„In Meschede sind derzeit alle Grundschulen Bekenntnisschulen. Bis auf die evangelische Martin-Luther-Schule sind alle Grundschulen katholisch. Von der zu prüfenden Zusammenlegung sind eine katholische und eine evangelische Grundschule betroffen. […]

Die beiden Kirchengemeinden haben signalisiert, dass eine Einigung zu erwarten sei. Gemeinsam wurden die Voraussetzungen besprochen, die bei einer Zusammenlegung berücksichtigt werden sollten. Dazu zählten:
1. beide Kirchen halten an der guten ökumenischen Zusammenarbeit fest,
2. Ghetto-Schulen sollen vermieden werden,
3. die Schullandschaft müsse homogen bleiben.

Insbesondere wurde dabei die Schulart der neuen Schule stark diskutiert.

Und warum das alles?

Durch die Möglichkeit, in besonders begründeten Fällen einen Antrag auf Einschulung in eine andere als die vorgesehene Pflichtschule stellen zu können, kommt es in der Zusammensetzung der Schülerinnen und Schüler zu Verschiebungen. Vor allem in den vergangenen Jahren hat die Martin-Luther-Schule einen starken Zuwachs an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zu verzeichnen. Der Ausländeranteil an der Martin-Luther-Schule liegt derzeit bei 50 %. Diese Entwicklung wird auch von der Schulaufsicht mit Sorge beobachtet. Sie legt großen Wert auf Integration, die aber unter solchen Umständen nicht mehr stattfinde.

Verwaltungsvorlage zur Auflösung der Martin-Luther-Grundschule (Oktober 2006)

Schwache Schulvielfalt statt starker Schulen? Der Fall der Grundschule Schönebeck in Essen

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Im Internet fanden wir ein schönes Zeitdokument: Den offenen Brief einer Elterninitiative „zum Erhalt einer Gemeinschaftsgrundschule in Schönebeck“ an den Rat der Stadt Essen. Sie fragen darin, warum Doppelstrukturen mit kleinen Schulen aufrechterhalten werden sollen:

„Niemand konnte uns bisher erklären, warum diese Variante gegenüber der nahe liegenden (Schließung der katholischen Eichendorff-Schule) zu bevorzugen ist. Im Gegenteil: Ausnahmslos alle damit befassten Essener Politiker, aber auch Gewerkschafter der GEW sowie evangelische Gemeindepfarrer haben uns in Gesprächen in kleinerem Kreis bestätigt, dass die von uns geforderte Lösung in der Tat die richtige sei.  Und dann folgt seitens der Politiker leider allzu oft der Satz: ‚aber diese Lösung ist momentan nicht durchsetzbar!’ Wir fragen dann stets: Und warum nicht? Warum können Politiker, die vermeintlich alle dasselbe als Optimum ansehen, dieses Optimum nicht gemeinsam beschließen? Darauf kommen dann Antworten, aus denen Mutlosigkeit, ja Angst spricht. Angst vor ‚einem Flächenbrand!’ Angst vor der ‚Reaktion der katholischen Bevölkerung!’, Angst, Angst immer nur Angst! Wir fragen uns einigermaßen verwirrt angesichts dieser Ängste:  Wo leben wir eigentlich? In Nordirland oder in Nordrhein-Westfalen? Wann leben wir eigentlich? 1775 oder 2006?

Geschrieben wurde der Brief 2006, nicht 1775. Angesichts zurückgehender Schülerzahlen wurde damals in Essen ein Schulentwicklungsplan diskutiert, der von vielen Eltern im Stadtteil sehr kritisch beurteilt wurde.

„Wir wenden uns ausdrücklich nicht gegen die Absicht, von zwei direkt nebeneinander liegenden Schulen im Endeffekt nur noch eine aufrecht zu erhalten.

Allerdings muss das Prinzip gelten, dass die einzige Grundschule eines Stadtteils allen Kindern dieses Stadtteils bedingungslos zugänglich sein muss.  Dieses Prinzip erfüllt eine Gemeinschaftsgrundschule. Eine städtische Konfessionsschule erfüllt diese Bedingung explizit nicht.“

Die Verwaltung plante offenbar zwar den Erhalt des Schulstandortes, aber nicht als eigenständige Schule, sondern als Teil einer Verbundschule mit der (2 km entfernten) Gemeinschaftsgrundschule Bedingrade. Die Eltern protestierten energisch und forderten statt dessen die Zusammenlegung mit der in unmittelbarer Nähe (150m) liegenden KGS Eichendorffschule als GGS in einem Gebäude:

„Diese Lösung ist ebenso halbherzig wie unlogisch, sie ist insbesondere auch aus grundschulpädagogischer Sicht nachteilig, wenn nicht sogar unrealisierbar. Sie führt in jedem Fall zu einer Grundschule zweiter Klasse. Oder wie soll es Ihrer Meinung nach in der Praxis funktionieren? […] Wie stellen Sie sich vor, dass eine Grundschullehrerin in der 5-Minuten-Pause den langen Weg zur Bergheimer Str. (über 6 Ampeln) schaffen kann? Hingegen ist die Entfernung von knapp 150m zur Eichendorffschule ja auch heute schon in der praktischen Kooperation beider Schulen gelebte Praxis. Weiterhin dürfte unbestritten sein, dass eine einzügige Dependance nie groß genug werden kann, um den offenen Ganztag zu realisieren. […]

Wir lehnen diesen Vorschlag ab, insbesondere, weil es eine viel bessere Lösung gibt, die die Nachteile der schwachen Dependance ins Gegenteil umkehrt, die zu einer starken Schule für alle Kinder in Schönebeck führt und gegen die bisher kein logisches Argument ins Feld geführt werden konnte. Niemand konnte und kann uns erklären, warum man eine Schule mit in einer Entfernung von 2km auseinander liegenden Standorten künstlich zusammenfassen soll, statt zwei Schulen zusammenzufassen, die an derselben Straße gerade einmal 150m voneinander entfernt sind! „

Sie fragen sich, was geschah? Der Stadtrat beschloss die von den Eltern kritisierte Lösung.

Ach, und noch was: Im aktuellen Schulprogramm der KGS Eichendorffschule fanden wir folgenden kleinen Absatz:

„Nur wenige Kinder aus Migrantenfamilien besuchen unsere Eichendorffschule. Diese sind im Allgemeinen in Deutschland geboren und gehören dem West- oder südeuropäischem Kulturkreis an.“

Ach so. Schön. Offener kann man ja kaum ausdrücken, warum diese Schule unbedingt erhalten bleiben muss. Aber vielleicht sollte man dieses Zitat auch nicht überinterpretieren: Der Name des Vorsitzenden des Fördervereins lautet Hüseyin Güngör.

Elterninitiative zum Erhalt einer Gemeinschaftsgrundschule in Schönebeck (Februar 2006)

GEW zur „Essener Grundschulkrise“ (2005)

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Die Grundschullandschaft in Essen befindet sich seit Jahren angesichts sinkender Schülerzahlen im Umbruch. Der Plan der Stadt:

„Essen will die Zügigkeit der Konfessionsschulen so begrenzen, dass über 50 % der Schülerschaft der Konfession auch wirklich angehören. Gemeinschaftsschulen im Wohnumfeld der Schülerschaft sollen gestärkt werden. Ziel sollen starke 2-zügige Systeme sein. Da in den nächsten 10 Jahren ca. 35 Züge pro GS-Jahrgang wegbrechen, werden Standortaufgaben mittel- und langfristig unabdingbar sein. Die GEW wird den Rückbau der Grundschulstandorte sehr kritisch begleiten.“

Die GEW Essen fordert angesichts des Grundschulsterbens in Essen eine klare Priorität für Gemeinschaftsgrundschulen.

GEW-Vorsitzender Kuhlmann: „Es kann nicht sein, dass die Gemeinschaftsgrundschulen mit der Hauptaufgabe der Integration ohne zusätzliche Hilfe allein gelassen werden. Die Essener Schulpolitik hat offensichtlich endlich ihre Aufgabe verstanden, das Angebot im Wohnumfeld der Kinder schützend zu erhalten.“

Ausführliche Dokumentationen der Essener Grundschulkrise“ von 2004-5 findet sich auf http://www.gew-essen.de/Akt-Grundschulsterben.html und http://www.gew-essen.de/Akt-Grundschulsterben-Archiv.html

Burgschule Hackenbroich: Umwandlung in GGS, damit alles so bleiben kann, wie es ist

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Auch hier eine Schule, die umgewandelt wurde, damit sie so bleiben konnte, wie sie war. Übrigens mit Zustimmung des katholischen Gemeindereferenten vor Ort. Die zuständige Schulrätin beruft sich dabei auf das Gesetz.

Schulleiterin Ruth Steffens spricht von einem „Konflikt, der von außen in die Schule hineingetragen worden ist“, Gemeindereferent Martin Brendler von einem „künstlich erzeugten Krisenherd“: Zum Stichtag 11. Januar haben die Eltern an der Burgschule in Hackenbroich mit einem deutlichen Votum den Antrag gestellt, dass ein Verfahren zur Umwandlung der Einrichtung von einer katholischen in eine Gemeinschaftsgrundschule eingeleitet wird.

In der Woche nach Karneval werden die geheimen Abstimmungen laufen. „Wir stehen ziemlich unter Druck, denn wenn diese Umwandlung scheitert, bekommen wir hier in Hackenbroich ein echtes Problem“, sagt Brendler. Seit 30 Jahren ist die einzige Grundschule in Ort eine katholische Einrichtung – und seit 30 Jahren läuft das Schulleben problemlos.
Doch jetzt sei die Vorgabe von der Schulaufsicht gekommen, nur noch Schüler aufzunehmen, deren Eltern unterschreiben, dass ihr Kind am katholischen Religionsunterricht teilnimmt und in diesem Glauben erzogen wird. Der evangelische Religionsunterricht wird eingestellt.
Gemeindereferent Brendler sieht das ähnlich. „Natürlich hätten wir uns gefreut, wenn die Schule eine katholische Einrichtung geblieben wäre, aber unter diesen Voraussetzungen plädieren auch wir für eine Umwandlung“, sagt er. Er könne nicht verstehen, warum dieses Thema von der Schulaufsicht so „forciert“ worden sei. „Man hätte hier vor Ort erst einmal mit allen Beteiligten reden müssen“, betont Brendler. „Jetzt haben wir Probleme, die wir vorher nicht hatten.“ Wenn die Umwandlung misslinge, bestehe die Gefahr, dass die Muslime in Hackenbroich den Katholiken die Schuld dafür gäben, dass ihre Kinder die Schule nicht mehr besuchen dürften – obwohl die Vorgabe aus einer ganz anderen Richtung gekommen sei.

„Das wird zu enormen Spannungen im Ort führen“, so Brendler. Der Gemeindereferent und Ruth Steffens arbeiten übrigens schon jetzt gemeinsam an einem neuen Programm für die Gemeinschaftsgrundschule. „Wir werden christliche Grundsätze in unserem Konzept festschreiben“, sagt Steffens. Es werde weiterhin wie bisher Schulgottesdienste geben, der Nikolaustag werde in den Klassen genauso gefeiert wie das St. Martinsfest mit einem Fackelumzug. „Ich hoffe sehr, dass möglichst wenige katholische Eltern ihre Kinder abmelden, wenn die Umwandlung funktioniert“, erklärt die Schulleiterin. „Denn faktisch wird sich gegenüber den vergangenen Jahren im Schulalltag gar nichts ändern.“

NGZ Online Dormagen, 11.1.2005, „Ein künstlich erzeugter Krisenherd“

Schulrätin Annegret Schulte hat sich gegen Vorwürfe aus Hackenbroich gewehrt, sie habe die Diskussion um die Umwandlung der Burgschule von einer katholischen in eine Gemeinschaftsgrundschule forciert und damit einen Konflikt im Ort heraufbeschworen.

„Hackenbroich kann doch kein weißer Flecke auf der Karten des Rhein-Kreises Neuss bleiben“, erklärte sie. „Wir leben in einem Rechtsstaat, und die Landesgesetze müssen überall gelten, auch in Hackenbroich.“ Im Landesgesetz stehe, dass an katholischen Schulen nur Kinder dieser Konfession unterrichtet werden sollten.

„Dass die Situation an vielen Grundschulen in den vergangenen Jahrzehnten anders aussah, kann kein Argument sein, sie so weiterlaufen zu lassen“, betont Schulte. Nina Schmidt, Sprecherin des Landesschulministeriums in Düsseldorf, erklärte am Freitag, ihr sei nicht klar, auf welches Gesetz sich hier berufen werde.

Ihre erste Verantwortung sei es, alle Klassen im Rhein-Kreis Neuss mit Lehrern zu versorgen – und das sei bei vielen kleineren katholischen Grundschulen, die es nach wie vor parallel zu Gemeinschaftsgrundschulen im Ort gebe, sehr schwierig, so Annegret Schulte. Diese besondere Struktur im Kreis führe dazu, dass viele kleine Klassen gebildet und von Lehrern betreut werden müssten.
[…] Allein in Zons, wo im vergangenen Jahr die katholische und die Gemeinschaftsgrundschule zusammengezogen worden waren, hätten 2,7 Lehrerstellen freigesetzt werden können. Die Situation in Hackenbroich sei eine spezielle, gibt auch Schulte zu. Darauf habe die Schulverwaltung aber Rücksicht genommen: Die Burgschule sei die einzige im Kreis, in der für die Erstklässler in diesem Schuljahr noch ein evangelischer Religionsunterricht angeboten werde.

„Wir arbeiten dort mit Übergangsfristen, um Ruhe in die Angelegenheit zu bekommen“, so Schulte. Dass eine Unruhe im Ort erst durch ihre Initiative entstanden ist, bestreitet die Schulrätin nicht: „Das war aber eine Ruhe, die nicht rechtens war, die Situation dort musste geklärt werden, und das wird sie durch den Elternwillen, der sich in der Abstimmung äußern wird.“

NGZ Dormagen, 14.1.2005, „Ruhe war nicht rechtens“

Mit großer Erleichterung haben Schulleitung und Eltern Freitag Abend auf das vorläufige Ergebnis der Abstimmung an der Hackenbroicher Burgschule reagiert: 294 Erziehungsberechtigte sprachen sich dafür aus, dass die Grundschule von einer katholischen Einrichtung in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt wird.

[…] Nicht nur die Elternpflegschaft, sondern auch Schulleiterin Ruth Steffens und sogar der katholische Gemeindereferent Martin Brendler hatten die Werbetrommel gerührt und sich bemüht, die Eltern zu mobilisieren, damit sie bei der Abstimmung für die Umwandlung votieren. Sie befürchteten, dass Fronten zwischen Katholiken und Muslimen im Ort aufgebaut würden, die es vorher nicht gab.

Die Schulaufsicht hatte der katholischen Grundschule vorgegeben, in Zukunft nur noch Kinder aufzunehmen, deren Eltern sich schriftlich bereit erklärten, sie im katholischen Glauben zu erziehen und sie zum katholischen Religionsunterricht zu schicken. Der evangelische Religionsunterricht sollte abgeschafft werden. Nicht nur für Protestanten wäre diese Regelung ein Problem geworden. Rund 60 Prozent der Grundschüler in Hackenbroich sind muslimischen Glaubens. Die Burgschule ist jedoch die einzige Grundschule im Ort, und für nicht-katholische Kinder gab es keine andere Alternative in der Nähe ihres Wohnortes.

NGZ Online Dormagen,11.02.2005, Mehrheit für Umwandlung